Die Evolutionsgeschichte
der Kopfhörer

120 Jahre Kopfhörergeschichte /
Jetzt gibt's was auf die Ohren!

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1890er

Musik für deine Ohren

Vor dem Rundfunkzeitalter war Musik etwas, das man hautnah und live erlebte. In der Oper oder im Varieté. Aber nicht zu Hause.

Das Elektrophon, das Theater und Konzertsaal direkt ins eigene Zuhause übertrug, änderte dies grundlegend.

Zum allerersten Mal konnte man im Sessel sitzen und Opernaufführungen, Theaterstücke, Lesungen und sogar Predigten aus Kirchen live mithören.

Möglich wurde dies mit den allerersten Kopfhörern.

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Das Elektrophon kann kaum als Massenprodukt bezeichnet werden. Die Benutzung kostete rund 5 Britische Pfund 5 GBP im Jahr (mehr als 3000 GBP beinahe 4.000 Euro nach heutigem Währungskurs) und bis 1908 hatte es 600 feste Nutzer.

Die Tage des Elektrophons waren jedoch gezählt als das kostspielige Gerät bald durch das Funkradio ersetzt wurde.

Der Einfluss dieser frühen Version der Kopfhörer war jedoch kein geringer. Sie sind der Grund dafür, dass sogar bis heute noch einige Vertreter der älteren Generation das Radio immer noch als das "Drahtlose" bezeichnen.

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1910er

Von der Küche zur Navy

Wir machen einen großen Sprung ins Jahr 1910. Nathaniel Baldwin, ein Elektroingenieur aus Utah in den Vereingten Staaten von Amerika, war damit unzufrieden, dass er die live übertragenen Predigten der Mormonen aufgrund der lauten Menschenmenge am Salt Lake Tabernacle nicht verstehen konnte.

In seiner Küche, die er als Werkstatt nutzte, entwickelte Baldwin die frühe Version der modernen Kopfhörer: einen Dual-Mono-Hörer mit zwei ohraufliegenden Muscheln, die er mit einem Kopfbügel verband. (angeblich enthielten diese jeweils mehr als einen Kilometer aufgewickeltes Kupferdraht!)

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Obwohl seine Kopfhörer zunächst nicht auf großes Marktinteresse stießen, erkannte die US Navy die potentiellen Vorteile der sogenannten "Baldy Phones", um über den Lärm des Artilleriefeuers hinaus Befehle verständlich per Funk empfangen zu können.

Die US Navy bestellte insgesamt 100 Exemplare, die Baldwin in seiner Küchenwerkstatt in je zehn Sendungen anfertigte.

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Bald gab Baldwin seine Küchenwerkbank auf und gründete im Jahre 1914 die Baldwin Radio Company. Als ein wahrer Erfinder, verstärkte er sein Ursprungsprodukt mit einem hydroelektrischen Generator, den er aus Fahrradreifen und Stahldraht baute.

Als die Rundfunkübertragung in den frühen 1920ern immer weiter kommerzialisiert wurde, verkaufte Baldwin 200,000 Produkte im Jahr – was eine Welle von Konkurrenzunternehmen zur Folge hatte, die wie Pilze aus dem Boden schossen.

Baldwin hatte den Vorschlag der US Navy, seinen Entwurf patentieren zu lassen, ignoriert, da er die Erfindungen der Konkurrenz als "trivial" abtat.

Trotz Baldwins unbestreitbarem Einfluss in der Entwicklung des Kopfhörers, führten unkluge Investitionen und unglückliche finanzielle Entscheidungen bald zu seinem Konkurs.

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1930er

Ein großartiges Musikjahrzehnt

Der Beginn der 1930er war gleichzeitig der Startschuss für den Erfolgslauf der Popmusik.

Dank der Erfindung der E-Gitarre und dem Beginn der Swing-Ära waren die 1930er in der Tat ein großartiges Musikjahrzehnt.

1937 wurden auch die ersten dynamischen Kopfhörer der Welt gefertigt – Eugen Beyer´s elektrodynamische DT48.

Das Beeindruckendste an Beyer´s Kopfhörern war, dass er nach denselben technischen Richtlinien arbeitete, die auch heute noch Verwendung finden. Dynamische Kopfhörer sind bis heute noch das beliebteste Modell auf dem Markt.

Nachdem im Zweiten Weltkrieg die Produktion zeitweise eingestellt wurde, wurden Beyer´s DT48 Kopfhörer 1950 schließlich öffentlich vermarktet und wurden noch bis ins Jahr 2012 angefertigt.

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1950er

Ein neuer Sound

Die 1950er Jahre erlebten den Durchbruch von zwei bedeutenden musikalischen Entwicklungen: die Einführung der Stereo-Schallplatte und die Geburtsstunde des Rock ´n´ Roll.

Als Elvis auf den Plan trat, wurde der Rock ´n´ Roll zum populärsten Genre. Zahlreiche neue Plattenlabels wurden gegründet, um den wachsenden Markt der Nachkriegs-Teenager zu bedienen.

Eine weitere wichtige Innovation der Ära war der "Stielhörer", der auf Massennachfrage in Plattenläden stieß und so auch gängige Verkaufspraktiken revolutionierte.

Kunden konnten einfach sogenannte "Plattenbars" besuchen und dort mit den "Stielhörern" Schallplatten anhören.

Zum allerersten Mal war Musik bereits vor dem Kauf verfügbar.

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Im Jahre 1958 änderte sich das Konzept "Kopfhörer" endgültig als John Koss die "Koss SP3" auf den Markt brachte – die ersten Kopfhörer, die ausschließlich fürs Musikhören entwickelt wurden.

Von ihren Wurzeln in Nathaniel Baldwin´s Küche über die technischen Innovationen Eugen Beyer´s, war der Kopfhörer bislang hauptsächlich für Funkverbindungen genutzt worden.

Die "Koss SP3" gelten als die ersten Stereo-Kopfhörer (der Klang wird hierbei mit Hilfe von zwei unabhängigen Audiokanälen reproduziert) und ihre überragende Klangqualität machten sie zum perfekten Gerät zum Musikhören.

Durch die Einführung der Schallplatten und Koss´ spezieller ´made for music´- Erfindung, hatten die Kopfhörer ihre Zweckerfüllung für die Massen schließlich gefunden.

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1980er

Der Walkman

Während der 1960er und 1970er Jahre wurden Kompaktkassetten dank fortlaufender Entwicklung und Standardisierung zu einem breit genutzten Medium zum Musikhören.

Doch erst 1979 sollte Sony die Musiklandschaft mit dem ersten portablen Kassetten-Player für immer verändern –dem Sony Walkman.

Als das bedeutendste Einzelprodukt in der Entwicklung des Kopfhörers, galt der Walkman als eines der erfolgreichsten Konsumartikel aller Zeiten mit anwachsenden Verkaufszahlen von über 200 Millionen Exemplaren.

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Um den Walkman wirklich tragbar zu machen, entwickelte Sony auch ein Paar leichtgewichtige Kopfhörer, die mit dem Walkman geliefert wurden.

Sony´s kompakte H-AIR "MDR3" Kopfhörer machten fast nur ein Zehntel des Gewichts der zuvor erhältlichen, vergleichbaren Produkte aus.

Sony´s Problem bei der Vermarktung des Walkman bestand darin, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, diese neue Art des Musikhörens anzunehmen.

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Während der Präsentation des Produkts sagte Sony-Mitgründer Masaru Ibuka angeblich zu seinem Vorstandsvorsitzenden Akio Morita: "Probieren Sie das aus. Meinen Sie nicht, ein Stereo-Kassettenplayer, mit dem Sie Musik hören können, während Sie herumlaufen, ist eine gute Idee?"

Ungeachtet anfänglicher Skepsis von Händlern und Öffentlichkeit, schrieb der Walkman beispiellose Verkaufszahlen. Die Bezeichnung "Walkman" ist dabei regelrecht zum Synonym für alle "Stereo-Kopfhörer" – Produkte geworden.

Im Laufe des nächsten Jahrzehnts begünstigte Sony´s Innovation, dass Walkmans und Kopfhörer zunehmend kleiner, leichter und somit tragbarer wurden. 1982 brachte das Unternehmen die ersten In-Ear-Hörer auf den Markt, die MR-E252.

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2000er

1000 Songs in der Hosentasche

Am 23. Oktober 2001 präsentierte Apple's Steve Jobs der Welt den iPod und nichts sollte mehr wie vorher sein.

Trotz Apple's Anspruch, die Art und Weise, wie man Musik hört zu revolutionieren, wo nun die gesamte Musikbibliothek in die Hosentasche passte, wurde der iPod zunächst mit gemischten Reaktionen empfangen.

So begann Apple erst 2003 nach der Markteinführung des mit Windows kompatiblen iPod, große Verkaufszahlen zu verbuchen. Kurz darauf folgte der iTunes Store.

Apple´s Verkaufsstrategie war clever durchdacht, so dass sich der iPod, kombiniert mit seinem eleganten Design, deutlich von seinen Konkurrenzprodukten absetzte.

Mitte der 2000er Jahre waren Apple´s einfache, weiße, Earbud-Hörer zum Modesymbol schlechthin geworden.

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Ungeachtet der kontinuierlichen Kritik an der schlechten Klangqualität, wurden Apple´s Earbud-Hörer zu allen Apple Phones und Musicplayer mitgeliefert, in der Summe machte dies über 600 Millionen verkaufte Exemplare.

Mit dem iPhone 5 im Jahre 2012, führte Apple seine Earbud-Hörer als ´ergonomische´ EarPods wieder ein.

Nach jahrelanger Entwicklung, verfügen Im-Ohr-Hörer heute auch über Lautstärke,- und Playbackregler, sowie manche Produkte auch über Mikrofone für Telefonate und Voice-Regelung.

Zwar kann die Klangqualität der EarPods im Vergleich zu hochwertigen Konkurrenzprodukten schlecht mithalten, allerdings wäre heute eine Welt, in der Apple-Produkte (mit den Earbud-Hörern im Schlepptau) nicht allgegenwärtig wären, schwer vorstellbar.

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2010er

Das Mode Statement

3 Billionen Dollar. Das ist die Summe, mit der Apple die Kopfhörer-Marke Beats Electronics erwarb, die von Rapper Dr Dre und Musikproduzent Jimmy Iovine entwickelt wurde.

2008 gegründet, ist es Beats gelungen Billionen von Dollarn umzusetzen und über 50 Prozent des Premium Kopfhörermarktes zu erobern.

Trotz häufiger Kritik an der Klangqualität, beruht der Erfolg von Beats darauf, dass die Marke sich als echtes Modesymbol etabliert hat.

In einer Zeit, in der Mode, Musik und Technologie derart miteinander verflochten sind, kommt das Tragen von Beats Kopfhörern einem Mode-Statement gleich.

Beats hat den Kopfhörer technisch nicht verbessert. Stattdessen hat es die Bedeutung dessen verändert, was es heisst, Kopfhörer zu tragen.

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Zentraler Bestandteil der Marketingstrategie von Beats war es, Vertrauen in die Marke durch prominente Unterstützung aufzubauen, von P Diddy und Ed Sheeran zum brasilianischen Kronprinzen Neymar.

Darüber hinaus erkannte Beats, dass Kunden hauptsächlich soziale Netzwerke als Kontaktplattform nutzten. Über diese sozialen Netzwerke trat die Marke dann selbst mit ihren Fans in Kontakt und generierte Kundeninteresse über interaktive Channels und Interviews mit berühmten Künstlers.

Hinter Apple´s Erwerb von Beats steht jedoch mehr als nur die Kopfhörer selbst. Beats Music, ihr etablierter Music Stream-Service spielt hierbei eine enorme Rolle.

Beats Music unterscheidet sich von den üblichen Likes auf Spotify und Pandora darin, dass es nur die Anmeldung mit der Option ´kostenlos + ads´ anbietet.

Von der direkt vom Theater ins Wohnzimmer übertragenen Oper bis zu den neuesten, digital aufs Handy geladenen Tunes, diese Entwicklung hat uns dies alles ermöglicht.

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