Tipps zur Abhörsicherheit von Telefonen und Handys

Festnetz-TelefonieWie sieht der Abhörschutz für den Bürger aus? Handy-TelefonieSo schützt man Gespräche über sein Handy E-Mail auf HandyFür die Verschlüsselung der eigenen E-Mails
Festnetz-Telefonie Handy-Telefonie Handynachrichten E-Mail-Schutz auf dem Handy Surfen mit dem Handy Allgemeine Tipps
Der Abhörskandal der NSA schlägt in Deutschland hohe Wellen. Seit dem letzten Sommer, als durch Edward Snowden das Ausmaß der globalen Überwachungsmechanismen von britischen und amerikanischen Geheimdiensten aufgedeckt worden ist, steht die Diskussion über den Datenschutz im Mittelpunkt der Medien. Die Enthüllungen sind schockierend: Weltweit hört die NSA täglich zwischen 500.000 bis eine Million Gespräche ab. Horchposten finden sich in 80 amerikanischen Botschaften, u.a. auch in Berlin. Wie sich herausstellte, hört die NSA sogar schon länger deutsche Regierungsmitglieder ab. Altkanzler Gerhard Schröder beispielsweise wurde bereits seit 2002 belauscht. Er lehnte damals den Irak-Krieg ab und geriet so in das Visier der NSA. Hinsichtlich eiskalter Wirtschaftsspionage schätzt man, dass deutschen Unternehmen Schäden von bis zu 100 Milliarden pro Jahr entstehen.

Aber nicht nur in der Position einer Unternehmensführung oder des Kanzleramtes läuft man Gefahr, beim täglichen Telefonieren mit dem Festnetz oder Handy belauscht zu werden. Wie sieht der Abhörschutz für den Bürger aus? Gibt es überhaupt einen Schutz vor der NSA für den Otto Normalverbraucher?

Festnetz-Telefonie

Wir leben in einem Zeitalter, in dem es längst selbstverständlich geworden ist, dass Telefone schnurlos sind und über zusätzliche Funktionen verfügen. Im Festnetz, dem sogenannten PSTN (Public Switched Telephone Network), ist es vergleichsweise einfach mit Hilfe von Wanzen (bspw. in der Telefonbuchse und in Schaltkästen) oder durch Anzapfen von Übertragungskabeln, jemanden illegal zu belauschen.

In der Regel haben deutsche Haushalte mit mehreren Telefonen einen digitalen Anschluss in Form von ISDN (Integrated Services Digital Network) oder dem VoIP (Voice-over-IP). Heutzutage ist die verschlüsselte VoIP-Kommunikation bei Telefonanlagen meist überall standardmäßig eingestellt und bietet somit bereits von Anfang an einen gewissen Grundschutz. Für alle Sicherheitsfanatiker empfiehlt sich neben einem verschlüsselten Protokoll die Absicherung des gesamten Netzes. Spezielle Gerätschaften, die dank Verschlüsselungen sichere Leitungen versprechen, gibt es z.B. von BlueCrypt und NovaTec.

Wer mit seinen Android-Geräten im heimischen WLAN surft, kann einen E-Mail- oder Surfschutz in Form einer App benutzen, dadurch besteht via doppelter Verschlüsselung höchster Schutz. Nach oben

Handy-Telefonie

Neben der Anschaffung abhörsicherer Smartphones mit eingebauter Verschlüsselungshardware (sogenannte Krypto-Handys) gibt es eine sehr viel günstigere Alternative, um die eigene Kommunikation zu schützen. So existieren zahlreiche kostenlose Apps, die Nachrichten und Gespräche verschlüsselt über die Internetverbindung senden. Voraussetzung hierfür ist, dass beide Gesprächspartner diese Anwendung nutzen. Zu erwähnen sei, dass aufgrund der starken Beanspruchung des Datenvolumens zusätzliche Kosten entstehen können. Es empfiehlt sich daher für die Nutzer dieser Dienste eine Daten-Flatrate.

Wie funktioniert das Ganze? Schutz für Internettelefonie (Voice-over-IP) zwischen Android-Geräten bieten verschiedene Apps, beispielsweise Redphone, deren Name eine Anspielung auf das abhörsichere Telefon des US-amerikanischen Präsidenten ist. Hierbei wird eine Art Tunnel zwischen zwei Geräten geschaffen. Das Kryptosystem SRTP (Secure Real-Time Transport Protocol) verschlüsselt das Gespräch. Zwingend erforderlich ist dazu eine 3G-Verbindung. Nach oben

Handynachrichten

Ein Ruck ging durch die Medienwelt, als der weltweit beliebte Anbieter von kostenlosen Nachrichten WhatsApp von Facebook gekauft wurde. Zahlreiche WhatsApp-User fürchteten um ihre Daten und wechselten zum Konkurrenten Kasper Systems und deren App Threema (Kosten: 1,60€). Die Schweizer Firma bietet einen Kurznachrichtenservice mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Im Gegensatz zu anderen Messaging-Apps kann die verschlüsselte Nachricht (Text, Video, Bild oder GPS-Standort) ausschließlich von Absender und Empfänger gelesen werden, d.h. nicht einmal der Servicebetreiber selbst kann mitlesen. Weitere Apps, die übermittelte Chats oder Textnachrichten verschlüsseln können, sind Chatsecure oder Xabber. Diese kostenlosen Anwendungen nutzen ein Protokoll zur Verschlüsselung von Instant-Messaging-Nachrichten, das sogenannte Off-the-Record (OTR). Nach oben

E-Mail-Schutz auf dem Handy

Für die Verschlüsselung der eigenen E-Mails gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für Privatpersonen bietet sich OpenPGP (Open Pretty Good Privacy) an. Dieser Standard findet sich für Android in der kostenlosen Anwendung Android Privacy Guard, die mit der E-Mail-App K-9 Mail zusammenarbeitet. Wer ein I-Phone besitzt kann sich ebenfalls schützen, denn für iOS-Geräte gibt es die App iPGMail (Kosten: 1,79€). Auch hier gilt, dass beide Kommunikationspartner das gleiche Verschlüsselungsprogramm nutzen müssen. Ist dies nicht der Fall, dann erscheint auf dem Display des Empfängers lediglich ein wirrer Buchstabensalat. Nach oben

Surfen mit dem Handy

Für das anonyme Surfen mit dem Smartphone gibt es verschiedene nützliche Anwendungen. Mobile Browser-Apps wären Orbot für Android (kostenlos) oder Onion Browser für iOS-Geräte (Kosten: 0,89€). Hierbei wird der Datenverkehr über ständig wechselnde Server weitergeleitet, was zusätzlich zur Datenverschlüsselung die eigene IP-Adresse verschleiert. Nach oben

Allgemeine Tipps

Nicht zwingend ist ein Rauschen oder Knacken in der Leitung ein Anzeichen dafür, dass jemand mithört. Die Technik ist so weit, dass gar keine Nebengeräusche bei einem abgehörten Telefon auftreten müssen. Generell gilt, dass Gespräche von höchster Wichtigkeit und sehr privatem Inhalt nicht per Telefon geführt werden sollten. Da die wenigsten Bürger ein schallisoliertes Zimmer ohne Fenster besitzen, empfiehlt sich im Notfall die Benutzung einer anonymen Telefonzelle. Tipps, wie beim Telefonieren Nebengeräusche hervorzurufen (wie Musik oder den Wasserhahn laufen lassen), sind mittlerweile überholt. Hierfür gibt es Rauschgeneratoren, welche die Nebengeräusche filtern und eine klare Konversation aufdecken können.

Für den Schutz vor präziser Ortung des eigenen Handys gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das Handy in den Kühlschrank zu legen, wie Snowden es tat, ist hierbei nur teilweise ratsam. Das Ausschalten des eigenen Gerätes reicht ebenfalls nicht aus, sich vor einer Ortung zu schützen, da der Empfang von sogenannten Silent SMS auch im ausgeschalteten Zustand möglich ist. Effizienter ist es, den Akku aus dem Mobiltelefon zu entfernen. Da jedes Handy jedoch eine zweite Batterie besitzt, kann es trotzdem möglich sein, dass die Ortungs-SMS vom Gerät beantwortet wird. Einen absoluten Ortungsschutz bietet das OFF-Pocket (Kosten: 60$), eine Handyhülle aus Metallgewebe. Diese Version eines Faradayschen Käfigs fängt alle Funksignale ab, die sowohl an das Gerät gesendet als auch vom Handy abgeschickt werden. Am Einfachsten ist sicherlich, das Mobiltelefon gleich zuhause zu lassen, wenn man als Person nicht geortet werden möchte.

Die Reaktionen in Deutschland auf die ausufernde Überwachung sind unterschiedlich. Während Datenschutzaktivisten in die Offensive gehen, blüht die Branche für sichere Sprach- und Datenkommunikation auf. So schlossen sich der Verein Digitalcourage, die Internationale Liga für Menschenrechte und der Chaos Computer Club zusammen, um eine Strafanzeige wegen Beihilfe zur Massenüberwachung gegen die gesamte Bundesregierung zu stellen. Andere machen wiederum ein Geschäft aus der aktuellen Situation. United Internet, die Deutsche Telekom und Freenet starteten die Initiative "E-Mail made in Germany", um Ihren Kunden höchste Sicherheits- und Datenschutzstandards zu bieten. Zusätzlich hat die Telekom durch ein verbessertes Verschlüsselungssystem die Abhörsicherheit von Telefonaten in ihrem Mobilfunk erhöht. Ferner gibt es Firmen, die sich als Datenschutzspezialisten verstehen und maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen, Organisationen sowie Behörden entwickeln, die höchste Sicherheitsstandards verlangen. Die Firma Ultima Ratio GmbH hat sich beispielsweise auf das Aufdecken von visuellen und auditiven Abhöranlagen über Netzwerk- und Telekommunikationsstrukturen sowie auf das Erkennen von GPS-Verfolgungssystemen spezialisiert. Ihre Dienstleistungen umfassen die ausführliche Betreuung des Kunden, über die Analyse der Risiken, Lokalisieren und Deaktivieren von möglichen Abhöranlagen bis hin zum Aufbau effizienter Sicherheitssysteme. Im Zentrum steht der Schutz von Unternehmen vor Industriespionage, Urheberrechtsverletzungen, dem illegalen Abgreifen von Kundendaten und der Markenpiraterie. Nicht selten werden auch Privatpersonen abgehört, z.B. von misstrauischen Scheidungspartnern oder streitsüchtigen Nachbarn.

Für Verbraucher und Unternehmen, die auf die Sicherheit ihres Informationsaustauschs vertrauen möchten, entwickelt die Firma Secusmart abhörsichere Kommunikationslösungen. So benutzen zahlreiche Bundesbehörden und Ministerien Produkte von Secusmart (SecuVoice, SecuSMS, Security Card) für ihre Telefonie und Datenkommunikation. Fakt ist, dass alle hier vorgestellten Unternehmen, Vereine und Organisationen ihren Teil zur Antwort auf die ausufernde Überwachung betragen, die die Bundesregierung bis jetzt schuldig geblieben ist. Laut Geheimdienstforscher Erich Schmidt-Eenboom sollte man sich bei all den Tipps zum Schutz von privaten Daten bewusst machen, dass gerade eine Verschlüsselung die Aufmerksamkeit und das Misstrauen von Behörden wecken kann. Hinsichtlich des internationalen Abhörskandals rüsten nun alle beteiligten Seiten auf: Die NSA baut zur Zeit ein neues Rechenzentrum mit vier Datenhallen, die insgesamt 10.000 m² an Fläche bieten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beschäftigt verstärkt Fachleute für die Ver- und Entschlüsselung von Daten. Die Krypto-Experten können sowohl herausfinden ob und wann, als auch aus welcher Richtung jemand angezapft worden ist. Eines ist jedoch sicher: Schutzmaßnahmen müssen stetig aktualisiert werden. Eigentlich stellt sich nur die Frage, wie lange die NSA braucht, um auch den aktuellsten Schutz zu knacken. Denn einen absoluten Abhörschutz gibt es nicht. Nach oben Autorin: Franziska Knobloch
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